Tennisnahe Ballschule
Je früher wir mit etwas anfangen, umso leichter tun wir uns.
Tennis ist ein koordinativ und bewegungstechnisch anspruchsvoller Sport, den wir am leichtesten als Kinder erlernen und dann ein Leben lang mit Freude und Spaß am Spiel ausüben können – yes, it’s true!
Tennis produziert Glücksgefühle
Beim Tennis geht es nicht um Kraft. Es ist viel wichtiger zu verstehen, wie sich so eine Filzkugel verhält, wenn du sie mit dem Schläger (oder einem anderen Körperteil) schlägst. Du musst lernen, was der Ball nach dem Absprung macht – wie er tickt, wie er sich dreht. Je besser du antizipieren kannst, was der Ball als nächstes macht, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass du ihn richtig triffst und die Glückshormone deinen Körper durchfluten, sobald der Winner im gegnerischen Feld einschlägt. Oder wenn du dich einfach freust, wie zielsicher du den Ball über das Netz und vor die Linie gespielt hast. Kannst du dieses Gefühl schon beim Lesen fühlen? Dann lies jetzt unbedingt weiter!
Welche Tipps gebe ich meinen Schüler*innen?
- Das Wichtigste zuerst: „Bleibe ruhig und entspannt, denn in der Ruhe liegt die Kraft.“ (frei nach Daniel Duddek von „Stark auch ohne Muckis“). Je mehr du im Körper (statt im Kopf) bist und dich bewusst spürst, umso entspannter sind deine Muskeln und umso einfacher gelingt der ideale Treffpunkt. Manchmal ist es aber gar nicht so einfach, den Kopf auszuschalten. Welche Fehler du als Anfänger außerdem vermeiden solltest, klären wir gleich.
Wie bei so vielen Dingen im Leben gilt: „Nimmst du dir zu viel vor, dann verlierst du schnell die Lust.“ Deine ersten Schläge werden nicht immer so funktionieren, wie du es im Fernsehen siehst. Dein erstes Ziel auf dem Platz als Anfänger*in ist es, die technischen Grundlagen zu meistern. Du wirst deine ganz eigene Technik finden, davon bin ich überzeugt.
Hier sind meine Top5 Tipps am Anfang, wenn es um einen sauberen Grundschlag (Vorhand) geht:
- Lerne früh, den Schlägerkopf hängen zu lassen (Griffkappe zeigt nach vorne), um die Bewegungskette von der Schulter ins Handgelenk übergehen zu lassen. Beim Treffpunkt setzt das Handgelenk mit einer Wischbewegung ein, um dem Ball ordentlich Vorwärtsdrall (Topspin) mitzugeben.
- Unterstütze die Armbewegung mit dem ganzen Körper. Rotiere deine Schulter und deinen Oberkörper beim Ausholen und Ausschwingen um deine Körperachse. Beuge deine Beine und gehe in die Knie und strecke dich zum Treffpunkt.
- Beende jeden Vorhandschlag über der Schulter. Im Idealfall schaust du nach dem Schlag auf deinen Ellbogen, der sich dann vor deiner Nase befindet. Die Griffkappe zeigt dabei wieder nach vorne.
- Arbeite nie mit Kraft und stets mit Leichtigkeit, Schwung und Präzision. Je lockerer du deinen Körper vor und nach dem Treffpunkt bewegst, umso geringer dein Energieverbrauch und umso höher der Output.
- Fokussiere den Ball mit den Augen, triff ihn genau in der Mitte des Schlägers und schwinge durch den Ball durch. Je länger du den Ball auf deinem Schläger führst, umso mehr Kontrolle hast du. Du weißt dann genau, wo dein Ball hinfliegt.
Wie und wann lerne ich Tennis am leichtesten?
Im Kindergartenalter: Ballschule bzw. Tennisvorschule / KiSS
Als Einstieg empfehle ich eine Ballschule bzw. Tennisvorschule, oder wie es in vielen Sportvereinen gebräuchlicher ist: eine KiSS, die sogenannte Kindersportschule. Hier gibt es viele Angebote von lokalen Sportvereinen, mit denen manche Kindergärten oder Kindertagesstätten in der Nachbarschauft auch Kooperationen aufgebaut haben. Auf manchen größeren Sport- oder Vereinsanlagen werden auch tolle ehrenamtlich oder hauptberuflich geführte Kurse mit ähnlichem Charakter angeboten. Es lohnt sich definitiv, den Suchbegriff „Ballschule / Kindersportschule + Stadt / Region“ durch die eigene Google- oder Ecosia-Suchmaschine zu ballern, oder mit ChatGPT zu dem Thema zu sprechen – oder du liest einfach hier weiter 🙂
Was ist KiSS?
Die Abkürzung KiSS steht für Kinder-Sport-Schule und bietet eine sportartenübergreifende Ausbildung für Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren. Das Ziel ist es, eine breite motorische Grundlagenausbildung zu vermitteln, um einer frühzeitigen Spezialisierung entgegenzuwirken. Unter dem Motto „Früh beginnen, spät spezialisieren“ erhalten Kinder in der KiSS eine umfassende sportliche Grundlagenausbildung, ohne sich sofort für eine spezielle Sportart entscheiden zu müssen. Ausgebildete Trainer*innen schulen ihre motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten spielerisch und kindgerecht, ohne sich für eine spezielle Sportart entscheiden zu müssen.
Im Rahmenlehrplan, der die Grundlage für die sportliche Ausbildung in der KiSS bildet, sind die sensiblen Phasen der motorischen Entwicklung berücksichtigt. Dadurch können die Kinder in ihren Stärken gefördert und ihre motorischen oder koordinativen Schwächen konkret analysiert und beseitigt werden. Einer frühzeitigen und einseitigen Spezialisierung kann damit entgegen gewirkt werden.
Hier findet sich außderdem eine schöne Zusammenfassung vom MTV München, wie die verschiedenen Ausbildungsstufen idealerweise aufgebaut sind, und welche Ziele eine KiSS / Kindersportschule verfolgt:
Ausbildungsstufen
- Mini- Kindersportschule (2-3 Jahre): 1x 45min die Woche -> Einstiegsstufe: vielseitiges spielerisches Bewegen mit Klein- und Großgeräten
- 1. Stufe (3-4 Jahre): 1x 45 min die Woche -> Grundstufe: erste Festigung erlernter Fähigkeiten, sowie Ballgewöhnung
und allgemeine Körperkräftigung - 2.Stufe (5-6 Jahre): 1-2x 50min die Woche -> Aufbaustufe I: Ausbau der erlernten Fähigkeiten – allgemeine Ballschuhe und Körperkräftigung
- 3.Stufe (7-8 Jahre): 1-2x 50min die Woche -> Aufbaustufe II: Vielseitige sportartübergreifende Grundlagenausbildung;
allgemeine Ballschule sowie Training der koordinativen Fähigkeiten - 4.Stufe (9-10 Jahre): 1-2x 50min die Woche -> Orientierungsstufe: Allumfassende Ausbildung körperlicher Fähigkeiten
und sportlicher Grundtechniken: Turnen, Leichtathletik, Sportspiele - 5. Stufe (10-12 Jahre): 1x 50min die Woche -> Integrationsstufe: Ausbau des Technikrepertoires um nach Neigung/Eignung
die passende Sportart zu finden. Koordinierter Übergang in die Fachsport-Abteilungen
Ziele der KiSS
Kindersportschulen können zur Ergänzung, Erweiterung und Vertiefung der Sport- und Betreuungsangebote für Kinder in Vereinen beitragen und im Hinblick auf gewachsene Nachfragen und Bedürfnisse nach vielfältigen qualitativ hochwertigen Angeboten eine wichtige neue Aufgabe der Sportvereine erfüllen. Außerdem wirken Kindersportschulen der aktuellen Schulsportproblematik im Grundschulbereich entgegen, in denen nach wie vor viel zu häufig fachfremd unterrichtet wird.
Sie können dabei allerdings weder die Aufgabe einer sportartspezifischen Talentförderung übernehmen oder diese ersetzen, noch an die Stelle der seit vielen Jahren bewährten Angebote der Vereine für Bewegung, Spiel und Spaß treten.
Ihr Ziel ist es, auf Grundlage pädagogischer, entwicklungsphysiologischer und aktueller trainingstheoretischer Erkenntnisse parallel zu den herkömmlichen Abteilungs- bzw. Vereinsangeboten ein erweitertes, vertieftes allgemeines und sportartübergreifendes Bewegungsprogramm für Kinder ab 2 Jahren
anzubieten. Dabei steht die Entwicklung koordinativer Grundfähigkeiten, allgemeiner sportlicher Handlungsfähigkeit sowie sozialer Kompetenz im
Vordergrund.
Grundsätzlich sollte eine Kindersportschule der Einstieg für alle Kinder in den Vereinssport sein. Hier sollen Kinder ihre Neigungen ausloten und sich eine geeignete Sportart aussuchen.
KiSS-ähnliche Angebote im Raum München
NORD
SÜD
– Löwen-Ballschule (Vorbereitung auf Fußball, Giesing)
– oncourt Tennisschule / Ballschule des HC Wacker (Vorbereitung auf Tennis, Sendling)
– Ballschule des STC Tennisschule (Vorbereitung auf Tennis, Sendling)
WEST
– Tennisschule Maytrainer Ballschule (Vorbereitung auf Tennis, Pasing / Neuaubing / Gräfelfing)
bzw. verlinkt mich auf den Sozialen Netzwerken (z.B. auf Instagram: @zebrastark.julez), wenn euch eine zwischen die Augen oder Finger kommt!
Heidelberger Ballschule
Die Heidelberger Ballschule ist ein gängiges pädagogisches Konzept, um Kinder im Kindergartenalter an verschiedenste Arten von Bällen zu gewöhnen. Die Ballschule des Sportinstituts der Universität Heidelberg wurde 1998 von Prof. Dr. Klaus Roth gegründet und ist das wahrscheinlich erfolgreichste Kindersport-Förderprojekt in Deutschland. Über 6.000 Kinder zwischen 3 und 8 Jahren spielen und üben mittlerweile in Gruppen der Ballschule Heidelberg, sowohl in Sportvereinen als auch in Kindergärten und Grundschulen. Sie erhalten eine wissenschaftlich fundierte, spielübergreifende Grundausbildung. Es werden taktische, technische und koordinative Basiskompetenzen des Spielens vermittelt, wodurch die Basis für das „ABC des Spielenlernens“ geschaffen werden soll. Zudem erfahren die Kinder eine soziale Einbindung in Gruppen bzw. Teams. Die Ballschule ist ein Angebot für alle Kinder, von motorisch Schwachen (übergewichtige, hyperaktive, körperbehinderte Kinder) bis hin zu den Talenten. Das Konzept beruht zwar auf einer wissenschaftlichen Basis, was in den Stunden jedoch unwichtig ist, da die Kinder den Spaß an der Bewegung und die Freude im Umgang mit verschiedenen Bällen erleben.
Zebrastarke Tennisvorschule / Tennisnahe Ballschule
Zebrastarke Tennisvorschule / Tennisnahe Ballschule
Ab einem Alter von ca. 4-5 Jahren (Vorschule im Kindergarten) macht es meiner Meinung nach Sinn, den Tennisschläger mit dazu zu nehmen. Manche Kinder, die schon von früh an viel Berührungskontakt mit Bällen hatten oder sehr tennisaffine Eltern haben, können natürlich auch schon früher mit der zebrastarken „Tennisvorschule“ bzw. „tennisnahen Ballschule“ anfangen. Einer guten Grundlagenausbildung mit allen Arten von Bällen und physischen Elementen stehen ja auch die ersten Tenniskontakte nicht im Wege, außer man infiziert sich recht früh mit dem Tennisvirus, der dann auch schon mal ein Leben lang seine Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben kann.
Wer in München wohnt und sich ein praktisches Bild von einem solchen Kurs für Kinder machen möchte, kann dies gerne tun und sich zum unverbindlichen Schnuppern bei der tennisnahen Ballschule von Daniel Brands Professional Tennis Coaching unter meiner Leitung anmelden. Diese findet jeden Mittwoch von 15 – 16 bzw. 16 – 17 Uhr im Sport Rothof (Stadtteil München Bogenhausen) im Fitnesskursraum statt. Anmelden zum Schnuppern oder zum Kurs kannst du dich direkt bei mir (am besten als WhatsApp-Nachricht oder SMS an die Nummer bei „Kontakt“) oder als E-Mail an training@danielbrands.de oder an meine E-Mail-Adresse julez@zebrastark.com – Daniel oder ich melden sich dann direkt bei dir zurück.
Eine Vorstufe dieses Kurses habe ich mit der Jugendwärtin Luisa Dettloff des SC Eching zusammen entwickelt. Dieser fand in der Wintersaison 2023/24 im Gymnastikraum in der neuen Tennishalle des SC Eching statt – und fand bei jung (den Kindern) und alt (den Eltern) großen Anklang. Einige Impressionen und Lerninhalte der zebrastarken Tennisvorschule werde ich in einem späteren Blogbeitrag noch näher aufgreifen.
In der Grundschule: Tennis & Street Racket AGs
Viele gute Spieler*innen (darunter zähle ich mich bescheidenerweise auch) fingen erst im Grundschulalter an, Tennistraining bei einer pädagogischen Fachkraft (aka „Tennistrainer*in“) zu nehmen. Hier macht es am meisten Sinn, vom stetigen Spielen gegen eine Ballwand oder auf der Straße / im Garten, etc. ins „echte“ Tennistraining auf dem Platz (kann auch erst einmal eine Turnhalle mit einer Sportlehrkraft sein) über zu gehen. Tennis-AGs oder Street Racket AGs oder andere Trainings, die einem Kurskonzept namens „Tennis-Grundschule“ (Copyright: ZebraStark!) ähneln und von vielen Tennisschulen im Rahmen eines Gruppentrainings in einer 2er, 3er oder 4er-Gruppe an gleichaltrigen Kindern in der gleichen Spielstärke angeboten werden, machen hier am meisten Sinn, um die Grundlagen des Tennissports kennen (und lieben) zu lernen.
Tennis-AGs
Ein guter Weg, wie man über die Schule zum Tennis kommen kann, sind sogenannte Tennis-AGs. Sie werden an manchen (leider viel zu wenigen!) Grundschulen als auch weiterführenden Schulen als Teil eines zusätzlichen Wahlfaches am Nachmittag angeboten.
Das Bundesland Berlin-Brandenburg hat in dieser Hinsicht einen Meilenstein gesetzt mit dem Projekt „Tennis macht Schule“. Auf Initiative des ehemaligen Davis-Cup-Spielers Markus Zoecke hat bett1 Geschäftsführer Adam Szpyt sich im April 2021 als Sponsor eingebracht und zunächst 200 (von insgesamt 400) Berliner und Brandenburger Grundschulen, die sich für das Projekt beworben haben, ausgestattet. Circa 1 Jahr später, im Mai 2022, ist das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern nachgezogen und hat angemeldete Schulen ebenfalls mit allem, was ein Tennisherz so begehrt, versorgt. Die Schulen, die sich beworben hatten, erhielten eine Grundausstattung an Tennisequipment in einer roten Tonne geliefert. Enthalten darin waren 4 Kleinfeldnetze, 12 Tennisschläger, 200 Tennisbälle und Platzmarkierungen. So wird ermöglicht, dass Schülerinnen und Schüler problemlos mit dem Tennissport in der Schule in Berührung kommen können. Das Equipment ist portabel und kann auch leicht in den Pausen auf dem Schulhof aufgebaut werden. Auf ihrem Weg, Tennis zugänglicher zu machen, haben die beiden auch an der Wuhlheide 161 in Berlin eine neue öffentlich zugängliche Tennisanlage für den Sportjugendclub Arena mit einem kostenlos bespielbaren Sandplatz und Tennistartanplatz gebaut.
An solchen Projekten könnten wir uns in München auch durchaus eine Scheibe aus der Hauptstadt abschneiden. Ehemalige ATP- und WTA-Profis gibt es in München und Umgebung schließlich auch, wie z.B. Daniel Brands oder Matthias Bachinger. Schließlich klingen diese Artikel in der Süddeutschen Zeitung nach ganz viel Elan und Tennisliebe: „Das war mir ein Auf und Ab“ (Daniel Brands) und „So ein Gefühl hat man im Leben nie wieder“ (Matthias Bachinger). Worldclubtennis Gründer Peter Wehner und Christoph Hanke wären da bestimmt auch sofort am Start.
Tennisvereine können hier auch aktiv auf Schulen zugehen und diese Angebote möglich machen. So wie zum Beispiel die TG Deggenhausertal mit ihrem Freitagnachmittagangebot. Hier können angemeldete Schülerinnen und Schüler jeden Freitag von 13:45 – 15:00 Uhr auf die Tennisanlage kommen und am Training teilnehmen. Auch die Grundschule Nüsttal geht hier mit gutem Beispiel voran und ermöglichen allen Grundschulkindern die Teilnahme am Tennistraining mittwochs ab 17 Uhr beim Trainer des anliegenden Vereins TC Nüsttal. Auch beim TC Piding gibt es solche Initiativen, die von der Euroelite Academy rund um Mike Andreasson, Soma Kesthely, Florian Farnleitner und Michael Noppinger angeführt werden. Hier heißt es frei übersetzt aus dem Schwedischen: „Im Kindergarten und in der 1./2. Klasse arbeiten wir mit dem Konzept Heidelberger Ballschule wo die Kinder ihre motorische Fähigkeiten trainieren. Somit werden die besser vorbereitet für alle Sportarten die sie später im Leben hoffentlich ausüben werden. In der 3./4. Klasse können die Kinder einen kostenlosen Tenniskurs besuchen wo wir sie die Basics im Tennis beibringen. Wir bedanken uns herzlich bei der Schulleitung und bei der Kindergartenleitung für eine super Zusammenarbeit, die hoffentlich sehr lange anhalten wird. Wir wissen alle das Sport fit hält und wir hoffen einen Teil dazu beibringen können das die Kinder (und ihre Eltern) Freude am Bewegung haben.“
Lokale (bayerische und Münchner) Initiativen
In München und Umgebung habe ich leider nichts gefunden über ähnliche Kooperationen zwischen Schulen und Tennisvereinen. Aber vielleicht habe ich auch nicht lange genug gesucht, wer weiß… ? Schreib(t) mir gerne, wenn du / ihr selbst so eine Kooperation leite(s)t, von Tennis- und Schulprojekten etwas wisst, oder diese Konzepte weiter voran tragen möchtet!
Über diese Münchner „Bewegten / Gesunden Schulen“ bin ich bei meinen Recherchen gestolpert: die Nymphenburger Schulen in der Sadeler Str. 10, eine Sammlung von Privatschulen im Münchner Westen. Dort werden zwei zusätzliche Sportstunden in der Unterstufe, eine bewegte lange Pause und Mittagsfreizeit mit einer offenen und beaufsichtigten Turnhalle, bespielbaren Basketballnetzen und -feldern sowie Tischtennisplatten und einer Boulderwand vor Ort auf dem Pausenhof ermöglicht. Die Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen und Projekten wird ebenfalls gefördert. Ein schuleigener „Health Club“ sowie die Aufstellung zahlreicher Schulmannschaften und das spezielle Angebot einer Sportklasse heben den Gedanken der „gesunden Schule“ auf ein neues Niveau. Das Obermenzinger Gymnasium nimmt sich daran auch ein lebendiges Beispiel, indem es eine Vielfalt an Sport- und Spielangeboten wie Basketball, Fußball, Golf, Tennis, Tischtennis, und Tauchen im Rahmen von AGs anbietet. An mehreren Tagen die Woche haben die Schülerinnen und Schüler auch dort die Möglichkeit, an einem offen geführten Sportangebot in der Turnhalle teilzunehmen. Solche Initiativen feiere ich ja sehr!
Das Konzept „Bewegte Schule“ ist dabei kein Neues. Die Initiativen „Bewegte Grundschulen“ und „Bewegte Schulen“ des bayerischen Kultusministeriums existieren schon seit etlichen Jahren. Bereits 1991 wurde das Bayerische Kooperationsmodell „Sport nach 1 in Schule und Verein“ ins Leben gerufen. Als Brückenschlag vom Schul- zum Vereinssport stellt dieses Modell einerseits eine wichtige Ergänzung des Pflichtunterrichts im Fach „Sport“ an bayerischen Schulen dar und kann andererseits dazu beitragen, dass Sportvereine junge Talente sichten und fördern können. Kooperationen zwischen Schulen und Sportvereinen können dabei zwei verschiedene Ausprägungen haben:
- breitensportlich orientierte „Sportarbeitsgemeinschaften“ (SAGs)
- leistungssportlich orientierte „Stützpunkte“
Einrichtungen, die das Münchner KoGa-Konzept (Kooperative Ganztagsbildung) umsetzen und damit dazu beitragen, dass Familien durch ein Ganztagsbetreeuungsmodell entlastet werden, gibt es in München auch immer mehr. Die Gesamtheit teilnehmender Grundschulen in München kann in diesem Dokument namens „Schulstandorte mit kooperativer Ganztagsbildung – Kooperationspartner*innen“ eingesehen werden. Hier könnten Tennis-AGs eine tolle Ergänzung zu existierenden Sport- und Kulturangeboten für die Kinder darstellen. Wenn Sie eine Einrichtung kennen, die offen dafür wäre, komme ich gerne jederzeit zu einem Erstgespräch vorbei.
Street Racket AGs
Wenn Schulen nach einem niederschwelligeren Konzept suchen, um Rückschlagsportarten in den Sportunterricht einzubauen, empfehle ich „Street Racket“ als tennisnahe Alternative, die mit weitaus weniger Equipment und sonstigen wichtigen Ressourcen (wie z.B. den Tennis-Skills und der Tennis-Affinität der Sportlehrkraft vor Ort) auskommen. Dieses einzigartige Lehrkonzept mit Ursprung in der Schweiz ist nicht nur eine Methode, um Tennis und Rückschlagsportarten zugänglicher und leichter zu lernen für alle zu machen. Es ist viel mehr als nur das: Street Racket ist ein integratives und inklusives, preisgekröntes Bewegungs- und Bildungskonzept aus der Schweiz – einfach zu erlernen, ohne Infrastruktur einsetzbar und mit über 1000 Spielarten. Für Schulen, Jugendorganisationen, Familien, Behörden, und Unternehmen.
Street Racket: Vision und Mission
Die Vision des von Marcel und Rahel Straub gegründeten Unternehmens „Street Racket“ ist folgende: Jede*r sollte jederzeit und überall Zugang zu Schlägersportarten an der Basis haben und die vielen positiven Aspekte regelmäßiger motorischer Aktivität erleben können. Auf ihrer Mission, Street Racket international als nachhaltiges Instrument zur Förderung von Gesundheit, aktivem Lebensstil, Wohlbefinden, Bildung, Empowerment, Integration und Inklusion zu etablieren, unterstütze ich das Street Racket Team gerne durch die Integration der vielen Street Racket Übungsformen aus dem Curriculum in meinen Tennis- und Resilienztrainings, zebrastarken Tennisvorschulen bzw. tennisnahen Ballschulen und sonstigen Kursen.
Street Racket: Gründungsgeschichte
Eine Familie, die sich 2015 eine Auszeit gönnen möchte (bevor ihr erstes Kind in den Kindergarten kommt), beschließt, diese besondere Zeit zu nutzen, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Aufgrund ihres Hintergrunds erklären sie sich bereit, die „Sporthilfe Dominica“ zu unterstützen, indem sie Tischtennis (wie von der Regierung gefordert, um die Schlägersportaktivitäten im Land zu erhöhen) auf der schönen Karibikinsel Dominica einführen.
Als sie mit 13 Koffern voller gespendetem Material und drei kleinen Kindern dort ankommen, stellen sie schnell fest, dass es in diesem Land so gut wie keine Tischtennisplatten gibt und so beginnt Marcel Straub (ehemaliger Squash-Nationalspieler der Schweiz und damals Leiter des Sportunterrichts in Zürich), die Umrisse der fehlenden Tische mit Kreide direkt auf den Boden zu zeichnen. Diese Idee wird in den kommenden Monaten noch einige Anpassungen benötigen, aber sie funktioniert trotzdem gut. So beginnen die dominikanischen Sportlehrer, eine Art neuen Racketsport auf dem Boden zu spielen.
Die erste Form von Street Racket war erfunden und es gab von Anfang an viel Aufregung – weil die Einstellung so einfach, aber dennoch effektiv war. Niemand ahnte es zu diesem Zeitpunkt, aber es war auch der Beginn eines lebensverändernden Abenteuers für eine sechsköpfige Familie und viele andere Menschen…
Mehr zu dieser wundersamen Geschichte findest du unter diesem Link.
Wieder Schweizer Boden unter den Füßen faszinierte Rahel und Marcel der Gedanke, Schlägersport ohne Infrastruktur zu betreiben (die Courts werden in wenigen Sekunden mit Kreide auf den Boden gezogen), und sie entwickelten die Idee weiter, bis sie die perfekte Form und die Systeme der Courts, die passenden Regeln und die ideale Ausrüstung gefunden hatten, um das Ganze in die Tat umzusetzen. Street Racket war geboren. Und es wurde schnell größer und größer, es bewegte immer mehr Leute, bis der Tag kam, an dem das Ganze zu groß wurde. Neben den regulären (gut bezahlten) Jobs und dem (erstaunlichen) Familienleben stand nun die große Frage im Raum: „Sind wir wirklich dabei oder geben wir diese tolle Idee auf, weil es zu riskant ist, ein Leben auf einem Traum aufzubauen?“.
„Sei mutig und folge deinem Herzen, lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben“ ist einer der wichtigsten Grundsätze des Street Racket Teams rund um Rahel und Marcel. Und so haben sie ihre (geliebten) Jobs gekündigt und arbeiten seither in Vollzeit für ihr eigenes Bewegungskonzept Street Racket.
Street Racket will gesunde Aktivitäten und Wohlbefinden fördern, aber auch Menschen im Sport zusammenbringen und helfen, Integration und Selbstwertgefühl für alle Beteiligten zu stärken. Street Racket richtet sich an alle, egal welche Altersgruppe oder welches Spielniveau – und es kann überall ausgeübt werden. Es gibt so viel Potenzial, alle Generationen zu bewegen – zumal die einfachen, aber unterschiedlichen Regeln dafür sorgen, dass jeder in den vielen Spielformen, die das Konzept bietet, gleichberechtigt ist … wer jetzt noch nicht überzeugt ist, kann sich das Ganze gerne vor Ort bei der ISPO Munich vom 3. – 5. Dezember in der Messe München anschauen. Street Racket wird eine große Spielfläche, die MTS Activity Area, in der Mitte der Ballsporthalle (B3.524) bespielen. Wenn du Interesse an einem Meet & Greet hast, kannst du mir gerne für eine Freikarte schreiben.
Wie komme ich an gutes Tennistraining für meine Kinder?
Wer die Teilnahme an einem „echten“ Tennistraining (vielleicht sogar indoor) in München und Umgebung anstrebt, muss gute Kontakte besitzen – oder das Geld etwas lockerer sitzen haben – und manchmal sogar leider beides. Die meisten Tennisclubs in der Großstadt München haben Mitgliederaufnahmestopp, weil die Anzahl der verfügbaren Tennisplätze die Nachfrage der Mitglieder nicht decken kann. Oft scheitert eine Aufnahme im Verein aber auch nicht am Mangel an Plätzen, sondern an der Vielzahl an Karteileichen, die die Plätze gar nicht aktiv nutzen, aber trotzdem die Mitgliedschaft (potentiell aus Prestigegründen) behalten. Dies behindert die Zugänglichkeit vieler Tennisclubs in München. Auch gibt es viel weniger Tennishallen als Freiplätze, was die Auswahl an buchbaren Plätzen im Winter umso schwieriger gestaltet. Um diesem Trend entgegen zu wirken, habe ich folgende Initiativen beim Rothof am Wochenende für Kinder- und Erwachsenentennistraining in der Gruppe sowie die ein oder andere Pickleball-Einheit ins Leben gerufen: https://bit.ly/DB-ZJ-TP.
Tennis-Camps
Eine weitere tolle Möglichkeit für Kinder (und Erwachsene), das Tennisspiel rasant zu verbessern ist die Teilnahme an einem Tenniscamp. Die meisten Tennisschulen und Vereine bieten ein solches während den Ferienzeiten (wenn kein reguläres Training stattfindet) an. Vor allem für Anfänger*innen und welche, die erst wenige Saisonen mit Begeisterung Tennis spielen oder trainieren, stellen diese Camps, in denen täglich bis zu 5 oder sogar 6 Stunden auf spielerische Art und Weise Tennisbewegungen und Ballgefühl trainiert werden, eine hervorragende Option dar, um in kurzer Zeit viele Fortschritte zu erzielen. Hier finden sich die nächsten Termine für Tenniscamps von Daniel Brands für Kinder und Jugendliche. Alle Camps im Überblick (auch die für Erwachsene und im Bereich Leistungssport) finden sich auf Daniel’s Website unter dem Reiter „Camps“.
Nach vier abwechslungs- und tennisreichen Tagen DB Herbstferien-Tenniscamp vom 28. bis 31. Oktober 2024 bin ich mehr als nachhaltig beeindruckt von den rasanten Verbesserungen der Skills am Ball und Schläger meiner Schützlinge innnerhalb von wenigen Tagen. Durch die Konzentration von 5 Stunden Tennis täglich geht das Spiellevel nach einer Woche fast so hoch wie nach einer ganzen Saison Gruppentraining. Und die euphorische und ausgelassene Stimmung an allen Tagen und ganz besonders die Halloween-Outfits am letzten Camptag sind ebenso der Rede wert wie die Vorhand- und Rückhand-Grundschläge sowie die Flugbälle / Volleys, die an eben diesem Tag nur noch so eingeschlagen haben bei mir. Smash / Schmetterball hab ich mich gar nicht mehr getraut beizubringen, weil ich schon so manchmal mein Leben an mir vorbeiziehen habe sehen, wenn die Kinder auf mich am Netz zugerast kamen. Und mir ist dabei wieder bewusst geworden, wie viel Freude es mir bereitet, das Tennisfieber in einer kleinen und feinen Gruppe an neugierigen Kindern zu entfachen und zu beobachten, wie mit jedem Schlag das imminente Selbstbewusstsein der aufstrebenden Tennistalente auf ein neues Level gehoben wird. Und die Gruppendynamik ist bei jedem Camp auch immer eine ganz Besondere. In einem der nächsten Blogbeiträge gehe ich darauf noch im Speziellen ein.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, Tennis bzw. Street Racket bzw. Ballsport im frühen Kindesalter zu erlernen und damit ein festes Fundament für die Erwerbung von Tennis-Skills und begleitenden schönen Erfahrungen und Momenten im Laufe des Lebens zu legen. Nicht alle Tennisschulen stecken ihre talentiertesten und pädagogisch versiertesten Trainer*innen in die Ballschule / Tennisvorschule / Feriencamps zur Ausbildung der Jüngsten. Aber es gibt wahrhaftig viele tolle Angebote zu entdecken in München und Umgebung.
München ist eine der Städte mit den meisten öffentlichen und privaten Tennisanlagen – und auch der Geburtsort der größten Online-Tennis-Community Worldclub Tennis, die auch in diesem Blogbeitrag schon erwähnt wurde). Padel, Street Racket und Pickleball (hier gibt es auch eine zugehörige Münchner Community namens Pickleball Crew) sind Trendsportarten, die dem Tennissport den Weg ebnen, und in München ebenfalls mehr als in anderen Städten Deutschlands forciert und gefördert werden. Die besten Padelplätze in München, mit der neuen Outdoor-Anlage PadelCity im Tucherpark noch nicht aufgegriffen, sind definitiv einen Besuch wert. Auch die 8 neuen Outdoor-Pickleball-Plätze bei der ZHS sind für alle jederzeit in der Freiluftsaison buchbar. Leider gibt es jedoch NOCH (!!!) keine permanenten Street Racket oder Pickleball Indoor-Anlagen in München und Umgebung, aber vielleicht wird sich das mit der Errichtung des HORS – House of Racket Sports (ehemaliges Tenniscenter München Nord) ja bald ändern, zumindest was Pickleball anbelangt.
Die schönste (und teuerste) Tennishalle Münchens namens Rothof Tennis ist allerdings in Bogenhausen zu finden, wo ich auch tätig bin und die aufgeführte tennisnahe Ballschule mit Street Racket Elementen im Namen von Daniel Brands Professional Tennis Coaching ausrichte. Dies ist ein wöchentliches Angebot, das am Mittwoch von 15 – 17 Uhr im großen Fitnesskursraum vom Sport Rothof stattfindet und die feinkoordinative und motorische Basis für eine erfolgreiche Teilnahme an einem Tennistraining bei Daniel oder mir oder anderen begeisterten Tennis-Trainer*innen darstellt. Durch die Angebote der tennisnahen Ballschule und der Schnupper-Tennistrainings können Kinder und Erwachsene Tennis für sich ausprobieren und bei Gefallen für einen regelmäßig stattfindenden Kurs anmelden. Dies ermöglicht es Eltern, ihrem Nachwuchs eine (gesunde) Tennisliebe aktiv vorzuleben, sodass die immerwährende Freude am Spiel eine wichtige Rolle im täglichen Miteinander einnehmen kann. Mehr dazu in Kürze, wenn ich in einem meiner nächsten zebrastarken Blogbeiträge das Thema „Familientennis“ aufgreife und die Bedeutung von Tennis als Familiensport beleuchten werde.
Die nächste Stufe wäre dann das Mitgliedwerden in einem lokalen Tennisverein in der Nähe und eventuell sogar das Spielen in einer Bambini-, Midcourt-, Knaben- oder Mädchenmannschaft. Die Teilnahme am regelmäßig stattfindendem Mannschaftstennistraining sowie an den Mannschaftswettkämpfen im Sommer genannt „Medenspielen“ ist mir dann als Elternteil gewiss. Und nicht selten bezuschussen Vereine das Training der Kinder und Jugendlichen maßgeblich, sodass die finanzielle Belastung mit steigendem Könnensgrad auch stark abnimmt.
Wie kann Tennis mehr in den Schulsport eingebunden werden?
Dass Tennis nur sehr selten im Schulsport überhaupt eine Rolle spielt, liegt wohl vor allem daran, dass es etwas Übung und Geduld braucht, bevor ich Tennis mit anderen gemeinsam spielen kann – und viele Sportlehrer*innen oder Schulverantwortliche selbst keine aktiven Tennisspieler*innen geschweige denn Tennistrainer*innen sind – oder im schlimmsten Fall sogar noch nie in Berührung mit dem Sport gekommen sind – und deswegen auch wenig Motivation haben, sich um die Vermittlung von Tennis in der Schule zu kümmern.
Kooperationen zwischen Tennisvereinen und Schulen
Wenn die Schüler*innen nicht zum Tennisverein kommen, muss vielleicht der Tennisverein zu den Schulen kommen. Im Sinne von Info-Events, Tennis-AGs oder anderen Formaten und Veranstaltungen können Tennisschulen sich mit umliegenden Grundschulen und weiterführenden Schulen vernetzen und dann gemeinsame Schnupper-Events auf die Beine stellen.
Vernetzung von lokalen Sportlehrer*innen mit Tennistrainer*innen
Wenn die Sportlehrer*innen selbst mehr Kontakt mit Tennistrainer*innen hätten, würden sie vielleicht die ein oder andere Tennisübung auch in ihren Unterricht einbauen und die begabten Schüler*innen auf die Möglichkeit von Tennistraining hinweisen. Haben Sie einen Sportlehrer oder eine Sportlehrerin in Ihrem Bekanntenkreis? Dann fragen Sie diese*n doch mal, ob er / sie schon mal Tennis gespielt hat… und wenn nein, wann sie es in Angriff nehmen.
Mehr Werbung für Tennis-Events und -Kurse an Schulen
Mannschaftswettbewerbe und regionale Jugendturniere könnten an Schulen durch Plakate oder Flyer beworben werden, sodass mehr Schüler*innen die Gelegenheit bekommen, sich den Sport mal anzuschauen. Internationale Profiturniere finden oft auch ohne Beteiligung von Schulklassen statt, was meiner Meinung nach ein großes Missverständnis zwischen den Turnierveranstaltenden und den umliegenden Schulen darstellt. Auch finde ich es schade, dass es viel zu wenige Flyer oder Poster über Angebote von Tennisvereinen für Nicht-Mitglieder den Weg in nahe gelegene Schulhäuser, Kindergärten oder andere Bildungseinrichtungen finden.
Kostenlose Tickets für Schüler*innen bei Sportveranstaltungen
Meiner Meinung nach sollten Schüler*innen kostenlosen Zugang zu Sportveranstaltungen jeglicher Art erhalten. Selbst Bundesligaspiele oder Profiturniere sollten damit werben, dass sie dem Nachwuchs bis zum Erreichen des 18. oder vielleicht sogar 25. Lebensjahres kostenlosen Eintritt gewähren. Das würde bestimmt auch die ein oder anderen Eltern, Bezugspersonen oder Lehrkräfte anregen, die Kinder und Jugendlichen zum nächsten großen Turnier in der Region oder Wettkampfspiel ihres Lieblingssports in der nächsten Großstadt zu begleiten.
Klassenausflüge auf den Tennisplatz
Wandertage in den Zoo sind ganz normal. Wandertage auf den Tennisplatz habe ich noch nie gehört. Dabei sind Tennisanlagen oft sehr schön gelegen und bieten zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung auch abseits des Platzes. Viele Tennisanlagen coexistieren Kopf an Kopf mit anderen sportlichen Einrichtungen und könnten als Naherholungsgebiete auch für Schulen eine gelungene Abwechslung zum Schulalltag liefern.
Zusammenfassung
Der Bildungssektor spielt eine entscheidende Rolle bei der Inklusion von Tennis in unsere Sportkultur. Schulen und Lehrkräfte, die ein aktives Interesse an Kooperationen mit Tennisvereinen und den dort ansässigen Tennisschulen zeigen, sind nicht selten. Dass daraus aber wirklich eine erfolgreiche und gewinnbringende Partnerschaft für beide Parteien entsteht, ist leider noch viel zu selten der Fall. Durch ständige Wechsel in den Vorstandschaftsebenen und die Abhängigkeit vom Ehrenamt und damit der Freizeitaufwendung von einigen wenigen Engagierten sind nachhaltige Kooperationen schwierig auf die Beine zu stellen und dort zu halten. Die sozialen Vorteile für alle Beteiligten und der Kompetenzgewinn der Kinder und Jugendlichen wiegen dabei leider nicht so schwer ins Gewicht wie die finanziellen Interessen bzw. eher Desinteressen von Tennisanlagen, Trainerschaften und Tennisschulen an solchen Konstrukten. Weswegen die Ermöglichung von Tennisunterricht dann wieder auf der Basis von Beziehungen und Geld passiert.
Was lerne ich durch regelmäßiges Tennistraining noch?
Last but not least möchte ich noch auf mein Lieblingsthema eingehen: die Verbindung zwischen Tennis und Resilienz(training). Ich bin überzeugt davon, dass durch Tennistraining nicht nur koordinative Fähigkeiten und mein Bewegungsgedächtnis geschult werden, sondern auch meine sozialen Kompetenzen und die Fähigkeit, mich gegenüber anderen und mir selbst zu behaupten als auch den Herausforderungen des Lebens (Krisen und Niederlagen aller Art) trotzen zu können im Sinne einer mentalen Widerstandskraft, im Fachjargon: Resilienz.
Die drei wichtigsten Punkte, warum Tennistraining auch Resilienztraining ist, führe ich hier auf:
1. Stärkung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls
Durch meine verbesserte Körperhaltung beim Sport und der Selbstwirksamkeit, die ich durch die Ausübung von Sport erlange, kann sich mein Selbstbewusstsein nachhaltig verbessern. Allein durch die aufrechte Körperhaltung und durch die Bewegungen, die ich beim Tennis ausübe und die mich größer und stärker fühlen lassen und machen, erhöht sich mein immanentes Selbstwertgefühl. Vor allem bei Schlägen wie Aufschlag oder Schmetterball strecke ich mich und mache mich so groß wie ich kann, was auch im übertragenen Sinn zu einer Streckung meines Seins führen kann.
2. Verbesserte Konzentrations- und Fokussierungsfähigkeit
Da ich mich beim Tennis stark auf den Ball und mich selbst konzentrieren muss, führt eine regelmäßige Ausübung des Sports zu einer gesteigerten Konzentrationsfähigkeit und zu einer verlängerten Aufmerksamkeitsspanne. Meditative Elemente des Tennisspiels und der sogenannte Flow-Zustand, der einsetzen kann, wenn ich mich bei den ausgeübten Tennisschlägen ganz und gar im Hier und Jetzt verankere, können meine Konzentration nicht nur im Moment steigern, sondern meine allgemeine Fähigkeit, meine Aufmerksamkeit bewusst zu lenken und zu fokussieren, positiv beeinflussen.
3. Soziale Kompetenzen, Persönlichkeits- und Werteentwicklung
Es gibt viele Regeln zu befolgen, um ein respektvolles Miteinander auf dem Tennisplatz zu gewährleisten. Jedes Turniermatch als auch jedes Trainingsmatch stellt mich vor viele Herausforderungen im Umgang mit Sieg und Niederlage. Spielstand-Streitigkeiten als auch moralische Entscheidungen über Linienbälle, Netzroller, Ballberührungen, und „ob der Ball 2x gehüpft ist, bevor ich ihn geschlagen habe“ tauchen in allen Matches mehrmals auf, und die Art und Weise, wie ich mit diesen Herausforderungen (vor Zuschauer*innen) umgehe, sagt viel über meinen moralischen Kompass, meine Persönlichkeit und meine Werte aus.
Wie kann ich mein Kind bzw. meinen Schüler*innen Tennis ermöglichen?
Wie kann ich mein Kind bzw. meinen Schüler*innen Tennis ermöglichen?
Abschließend möchte ich sagen, dass es vor allem in ländlicheren Regionen sehr viele Tennisvereine und Tennistrainer*innen gibt, die gerne mehr Kinder und Jugendliche auf dem Platz erleben würden. Sprechen Sie die verantwortlichen Personen beim Tennisverein in Ihrer Nähe doch einmal an, und schauen Sie, welche Möglichkeiten sich eventuell eröffnen. Auch in den städtischen Tennisvereinen lebt der Sport vom Engagement der Eltern und Ehrenamtlichen. Scheuen Sie nicht davor zurück, selbst eine aktive Rolle einzunehmen, um Ihrem Schützling den Zugang und die Leidenschaft am Tennissport nachhaltig zu ermöglichen. Ein tennisspielendes Elternteil (oder idealerweise sogar zwei) oder eine tennisspielende Lehrkraft schaffen als lebende Alltags-Vorbilder mehr als viele Tennistrainer*innen sich oft erträumen können.
Und auch wenn die Preise oft recht hoch sind, zahlen sich Investments in private Trainerstunden flankiert von Gruppentraining doch sehr bald aus, spätestens wenn die Kinder so gut sind, dass sie selbstständig an einer Ballwand oder mit einem Freund / einer Freundin oder einem Elternteil zusammen üben können – und Privatstunden nur noch 1x im Monat eingestreut werden sollten, um technische und taktische Inputs zu liefern, die dann im freien Training geübt und gefestigt werden können.